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Fallbeispiel aus der Beratung von Schüler*innen

(Samira, 11 Jahre, Name wurde geändert)

Ich lernte Samira im April 2021 kennen. Ihre Mutter hatte sie zu einem Gespräch bei uns angemeldet, weil sie mit den Wutanfällen ihrer Tochter nicht mehr gut umzugehen wusste. Es gab täglich Streit mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester und auch die Schule hatte mehrfach gemeldet, dass Samira in Konflikte und körperliche Auseinandersetzungen mit Mitschülerinnen verwickelt war.

Mein erster Eindruck

Als wir uns das erste Mal sahen, begegnete ich einem aufgeweckten Mädchen mit einem charmanten Humor. Zugleich bemerkte ich Samiras Verschlossenheit und Abwehr. Sie hatte sich zu einer Beratung bereit erklärt, verweigerte aber die Antwort bei Themen, die ihr unangenehm waren.

Ein Spaziergang bringt Veränderung

Ich suchte nach einer anderen Gesprächsform und schlug ihr einen Spaziergang durch den Park vor. Das Miteinander-Unterwegssein war der Schlüssel für die positive Entwicklung unserer Gespräche. Samira fasste Vertrauen zu mir und begann, über ihre Empfindungen und Gefühle in schwierigen Situationen zu sprechen.

Fehlende Worte werden zu Wut

Es wurde deutlich, dass Samiras Wut dann in ihr groß wird, wenn ihr die Worte fehlen, etwas auszudrücken, was sich für sie nicht gut anfühlt, wenn sie etwas traurig macht, sie sich verletzt oder ausgegrenzt fühlt. Samira öffnete sich immer mehr und lernte, ihre Bedürfnisse bewusster wahrzunehmen und in Worte zu fassen. Sie gewann eine neue Perspektive, besser mit Situationen umzugehen, die sie als konfliktreich erlebte. Auch der Kontakt zur Mutter und zur Schwester entspannte sich zusehends.

Veränderung auf dem Weg

Die Beratung geht weiter und auch Samira hat noch einen Weg zu gehen. Aber ihre Entwicklung in wenigen Monaten ist wundervoll und ich werde sie begleiten, solange sie dies wünscht und es mir ratsam erscheint. Um diese Arbeit weiterhin leisten zu können, sind wir auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit, damit wir die Beratung für Schüler*innen auch weiterhin kostenfrei anbieten können.

Brigitte Taubitz